Reiten bei unterschiedlichen
Bodenverhältnissen und Geländeformen


Die Natur ist ein idealer Trainingsort. Die unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten und Geländeformen bieten nicht nur viele Möglichkeiten, sie geben auch die Anforderungen und den Schwierigkeitsgrad beim Training vor. Das Pferd soll lernen, sich auch im Gelände in allen Gangarten sicher und taktrein zu bewegen. Die nötige Gelassenheit entsteht dann ganz von selbst.

Bergauf- und Bergabreiten ist ein gutes Training für die Muskulatur des Pferdes. Es stärkt Sehnen und Gelenke und fördert die Trittsicherheit sowie die Balance. Beim Bergaufreiten muss das Pferd mehr Schubkraft aus der Hinterhand entwickeln. Beim Bergabreiten muss es mit der Hinterhand mehr unter seinen Körper treten, um sich zu tragen. Beides, die Entwicklung der Schubkraft und der Tragkraft sind übergeordnete Ziele der Ausbildungsskala, die sich auf diesem Wege verbessern lassen.
Sowohl beim Bergauf- als auch beim Bergabreiten muss der Pferderücken entlastet werden, indem der Reiter in den leichten Sitz geht. Der Oberkörper wird dabei grundsätzlich nach vorne geneigt und dem Grad der Steigung angepasst. Für einen sicheren Halt ist die Lage der Unterschenkel wichtig. Sie sollten nahezu senkrecht am Pferd liegen. Das Zügelmaß ist im unebenen Gelände etwas länger, damit das Pferd seinen Hals als Balancierstange nutzen kann. Trotzdem soll die Anlehnung zum Pferdemaul erhalten bleiben. Steigungen werden zunächst im Schritt geritten und später auch im Trab und im Galopp geübt.

Beim Klettern, dem Überwinden von steilen Passagen, muss der Reiter besonders auf einen gut ausbalancierten Entlastungssitz achten. Er darf sich auf keinen Fall an den Zügeln festhalten. (Notfalls an der Pferdemähne oder an einem Halsriemen.)
Steile Kletterstellen werden nur im Schritt überwunden. Dabei muss das Pferd auf einer senkrechten Linie gehalten werden. Schräges Reiten am Hang birgt die Gefahr des seitlichen Wegrutschens.

Das Durchreiten von Wasserstellen ist Vertrauenssache! Das Pferd weiß instinktiv, dass hier Gefahren lauern. (In der Wildbahn sind Wasserstellen bevorzugte Angriffsorte für Raubtiere!) Außerdem kann das Pferd die Tiefe und den Untergrund nicht einschätzen. Farbe und Spiegelungen des Wassers können weitere Verunsicherungen hervorrufen. Es muss demzufolge sehr umsichtig, in Ruhe und vor allem ohne Zwang an die Aufgabe herangeführt werden. Zunächst im Schritt an einer flachen Stelle mit festem Untergrund. Ein erfahrenes Führpferd, das vorweg geht, ist in jedem Fall eine wertvolle Hilfe.
Hat das Pferd genügend Vertrauen gefasst, kann das Wasser auch im Trab und im Galopp durchritten werden. Beim Hineingaloppieren in tiefere Wasserstellen sollte der Reiter jedoch auf das plötzliche Abbremsen der Bewegung vorbereitet sein.
Wenn Pferde erst einmal die Angst vor dem Wasser verloren haben, können sie das kühle Nass durchaus genießen. Wenn sie durchgeschwitzt sind, legen sie sich sogar gerne im Wasser hin. Auch mit Reiter! Fairer Weise kündigen sie diesen Wunsch durch Scharren mit den Vorderfüßen an. In einem solchen Fall muss der Reiter sofort die Zügel aufnehmen und sein Pferd energisch vorwärtstreiben.