Sinn und Zweck der Bodenarbeit

In keiner Sparte der Reiterei gibt es so viele unterschiedliche Ansätze wie bei der Bodenarbeit. Modetrends, neue Ideologien und Methoden selbsternannter Pferdeflüsterer lassen die Grenzen zwischen Sinn und Unsinn verschwimmen. Hinzu kommen vielfach fehlende Kenntnisse im Umgang mit Pferden. Beim Reiten stellt kaum jemand eine solide Ausbildung in Frage. Bei der Bodenarbeit hingegen glauben die meisten, es ohne Anleitung irgendwie hinzukriegen. (Häufiges Negativbeispiel ist das Longieren!)
Dabei ist eine systematische Bodenarbeit für ein korrekt ausgebildetes Reitpferd unerlässlich. Reiten fängt am Boden an! Zunächst auf Augenhöhe mit dem Pferd. Das Pferd soll sich an den Menschen gewöhnen, ihn respektieren und daraus Vertrauen entwickeln. Konsequentes Verhalten mit viel Geduld und Zuneigung sind dafür erforderlich. Die eigene Körpersprache ist für die Verständigung zwischen Mensch und Pferd von größter Bedeutung, aber genau dabei werden die meisten Fehler gemacht. Man ist sich seiner Körpersprache nicht bewusst, das Pferd hingegen achtet auf die kleinsten Signale. Missverständnisse sind demzufolge vorprogrammiert und dürfen nicht mit Widersetzlichkeit verwechselt werden.

Die Arbeit am Boden lässt sich in zwei Gruppen unterteilen:

Die mentalen Übungen (Führen, Gelassenheits-
übungen, Kommunikationstraining) dienen vorwiegend der Vertrauensbildung. Sie sind eine Art Vorschulerziehung und fördern die Aufmerksamkeit, die Konzentration und die Gelassenheit des Pferdes. Eigenschaften, die für die weitere Ausbildung und für die Sicherheit im Umgang mit dem Pferd sehr wertvoll sind. Aber auch ältere und sogar nicht mehr reitbare Pferde profitieren von dieser Art der Bodenarbeit.
Für die Ausrüstung ist ein Führseil in Verbindung mit einem Knotenhalfter vorteilhaft, aber nicht unbedingt erforderlich.





Die gymnastizierende Arbeit ( Longieren, die Arbeit an der Doppellonge, an der Hand und am langen Zügel) ist hauptsächlich auf das Reiten ausgerichtet. Am Boden lassen sich Übungen und Lektionen teilweise besser vorbereiten als unter dem Sattel. Takt, Losgelassenheit, Anlehnung und Schwung lassen sich beim Longieren verbessern. Mit der Doppellonge sind sogar alle Elemente der Ausbildungsskala zu erreichen. An der Hand lassen sich versammelnde Übungen vorbereiten und am Langen Zügel optimieren. Hinzu kommt, dass die Beurteilung vom Boden oft leichter fällt, als sie sich vom Sattel erfühlen lässt.
Die Wahl der Ausrüstungsgegenstände ist vom Verwendungszweck abhängig und sollte genau überlegt sein.

Voraussetzung für eine sinnvolle Bodenarbeit ist das Wissen um die Verhaltensweisen von Pferden und ihrer Körpersprache, aber auch die Kenntnis über qualifizierte Lehr- und Lernmethoden.