Die Arbeit mit Führseil und Knotenhalfter

Der Schlüssel zu mehr Respekt, Vertrauen und Gelassenheit.


Allgemeines

Die Arbeit mit dem Führseil und dem Knotenhalfter hat ihren Ursprung im Westernreiten. Das Training ist jedoch reitweiseunabhängig. Es ist in erster Linie ein mentales Training zur Bildung von Respekt, Vertrauen und Gelassenheit.
Der damit verbundene Begriff "Natural Horsemanship" steht für einen artgerechten Umgang mit Pferden ohne Gewaltanwendung. Motivation statt Zwang lautet die Devise. Die Kommunikation erfolgt hauptsächlich über Körpersprache auf der Grundlage der Herdengesetze. Körperhaltung, Ausdruck und die eigene Position zum Pferd sind dabei entscheidend. Sie bilden die Grundelemente der Körpersprache und enthalten in ihrer Kombination die „Botschaft“ für das Pferd. Ob und wie das Pferd darauf reagiert, hängt im Wesentlichen von der Konzentration, dem richtigen Timing und der Entschlossenheit des Trainers ab.
Kommunikation ist eine Wechselbeziehung und bedeutet nicht nur „etwas-zu-sagen-zu-haben“, sondern auch zuhören (können). Zuhören heißt: Die Signale vom Pferd sofort erkennen, richtig interpretieren und entsprechend zu reagieren. Dieser Teil der Kommunikation ist weitaus schwieriger. Er erfordert eine gute Beobachtungsgabe, Einfühlungsvermögen und viel Erfahrung.
Ziel der Kommunikation ist es, vom Pferd als „Ranghöherer“ respektiert zu werden und dadurch Vertrauen zu erhalten. Dies ist der Schlüssel für eine harmonische Beziehung.



Vertrauen - Ziel der Kommunikation



Die Ausrüstung

Knotenhalfter, Seil und eine kurze Peitsche sind die typischen Ausrüstungsgegenstände für diese Art der Bodenarbeit. Sie sind nicht unbedingt erforderlich, aber sie erleichtern die Arbeit.

Das Knotenhalfter ist ein sehr leichtes, aber auch ein scharfes Halfter. Das Pferd lernt sehr schnell, Knoten- und Stallhalfter voneinander zu unterscheiden und das Knotenhalfter mit Arbeit und Aufmerksamkeit zu verbinden. Durch die gegebenenfalls scharfe Wirkung auf Nase und Genick, nimmt das Pferd das Halfter ernst. Außerdem wird der Oppositionsreflex des Pferdes (bei Druck gegenan zu gehen) unterdrückt, während bei einem üblichen, breiten, vielleicht sogar noch gefütterten Halfter, der Reflex unterstützt wird.
Hinweis:   Das Knotenhalfter nur für die Arbeit verwenden. Niemals ein Pferd damit anbinden!

Das Seil sollte etwa 4,5 m lang, 12 - 14 mm dick sein und aus geflochtener Baumwolle bestehen. Es sollte angenehm in der Hand liegen und nicht zu flexibel sein. (Seile aus Kunstfasern oder gedrehte Seile können, wenn sie in der Hand durchrutschen, leicht zu Hautverbrennungen führen. Aus Sicherheitsgründen sollten grundsätzlich Handschuhe getragen werden.)
Die Arbeit mit dem Seil hat gegenüber der Longe oder dem Führstrick mehrere Vorteile: Beim Führstrick ist das Pferd kurz angebunden. Erschrickt es sich und springt zur Seite, wirkt der Führstrick sofort begrenzend und verstärkt die Angst. Bei einem längeren Seil kann das Pferd die Situation etwas "distanzierter" betrachten und sich meistens wieder von selbst beruhigen. Außerdem kann man das Ende des Seils zum Treiben benutzen, was bei einem kurzen Führstrick ebenfalls nicht möglich ist.
Mit dem Seil lassen sich, auch aus der Entfernung, sehr gut Signale übertragen. Ein leichtes Schütteln des Seils wird zum Pferd "energiereicher" übertragen, als es z. B. mit der Longe möglich wäre. Und nicht zuletzt ist die Länge des Seils für diese Art der Bodenarbeit optimal und einfach zu handhaben.

Die Peitsche ist der Seillänge angepasst (Stock 1,2 m, Schlag 1,8 m). Bei ausgestrecktem Arm lässt sich das Pferd auch auf dem Zirkel noch mit dem Schlag erreichen. Im Gegensatz zu einer Longierpeitsche ist sie wesentlich handlicher und vielseitiger einsetzbar. Der stabile Peitschenstock wirkt als verlängerter Arm, mit dem das Pferd dirigiert, auf Distanz gehalten, aber auch gestreichelt und gelobt werden kann. Beim Touchieren kann der Stock im Vergleich zu einer flexiblen Gerte nicht nachschwingen und dem Pferd versehentlich Schmerzen zufügen. Die Parelli-Anhänger sprechen deswegen nicht von einer Peitsche, sondern von einem "carrotstick", um die Wechselwirkung zwischen Lob und Hilfengebung besser zum Ausdruck zu bringen.


Voraussetzungen

Zur Ausbildung eines Pferdes gehört nicht nur ein fundiertes Fachwissen. Entscheidend ist das Verhalten und die Einstellung gegenüber dem Pferd. Respekt, Geduld, Einfühlungsvermögen und konsequentes Handeln sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine partnerschaftliche und harmonische Zusammenarbeit.
Dazu gehört insbesondere:


Lernmethoden

Die am häufigsten angewandte Lernmethode ist die Konditionierung. Das Pferd soll dabei lernen, auf ein Signal (Hilfengebung) reflexartig zu reagieren, ohne darüber "nachzudenken" und eventuell eigene Entscheidungen zu treffen. Es muss in seinem Verhaltensmuster gefangen sein! Die Ausbildung erfolgt durch ein systematisches Training in kleinen Schritten, vom Leichten zum Schweren. Die Hilfen für das Pferd werden anfangs sehr deutlich gegeben und mit der Zeit immer mehr verfeinert. (In der Perfektion sind sie für Außenstehende nicht mehr erkennbar und es entsteht der Eindruck von Gedankenübertragung.)
Der richtige Weg wird dem Pferd durch „Lob und Tadel“ aufgezeigt (operante Konditionierung). Wobei Lob ein Lächeln, Streicheln oder eine kurze Ruhepause sein kann und Tadel eine Unbequemlichkeit bedeutet. (Wiederholung, höhere Gangart, Rückwärtsrichten ...) Ein Lob, als positive Verstärkung für das Verhalten des Pferdes, ist für den Lernerfolg wesentlich wirkungsvoller als ein Tadel. Außerdem erkennt das Pferd sofort die Richtigkeit seiner Bemühungen. Bestrafungen dagegen verunsichern das Pferd und führen häufig zu neuen Problemen (Steigen, Buckeln etc.).
Ob Lob oder Strafe, wichtig ist das Timing. Jede Reaktion des Ausbilders muss unmittelbar erfolgen, damit das Pferd den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung erkennt. Eine Verzögerung von mehr als 3 Sekunden wird vom Pferd bereits mit der nächsten Handlung assoziiert. (Wird das Pferd z. B. für ein gelungenes Schulterherein zum Halten durchpariert, um es zu loben, so wird das Pferd glauben, es würde fürs Halten belohnt werden.)

Eine bewährte Technik zum Einüben von Lernschritten ist die Anwendung von „Energiestufen“. (Pat Parelli nennt sie die vier Stufen der wohlwollenden Bestimmtheit.)
In der ersten Stufe wird das Pferd freundlich, aber bestimmt zu einer Handlung aufgefordert. Bei Nichtbeachtung folgt nach etwa 2 - 3 Sekunden die Aufforderung etwas nachdrücklicher. Der Druck auf das Pferd wird Stufe um Stufe in gleichen Zeitabständen erhöht (nicht kontinuierlich!). Die letzte Stufe sollte unangenehm sein und so lange beibehalten werden, bis das Pferd reagiert.

Wichtig: Beim ersten richtigen Ansatz - egal in welcher Stufe - muss der Druck sofort aufhören und das Pferd gelobt werden. Nach einer kurzen Ruhepause beginnt man wieder mit der ersten Stufe. Das Pferd lernt auf diese Art sehr schnell, auf feine Hilfen zu reagieren.


Die Krux mit den Leckerlis

Leckerlis, bewusst und sparsam eingesetzt, können den Lernerfolg durchaus steigern. Das Pferd muss allerdings gelernt haben, dass nur besonders gute Leistungen auf diese Art honoriert werden. Nur dann bleibt die Motivation auf Dauer erhalten. Auch Unterschiede in Quantität und Qualität der Belohnung führen zu mehr Aufmerksamkeit. Pferde lernen besonders intensiv, wenn sie nicht genau vorhersehen können, ob und welche Art von Belohnung sie erwartet. Der Überraschungseffekt an sich erzeugt bereits eine hohe Motivation. Ständige und leistungsunabhängige Belohnungen bewirken genau das Gegenteil. Der Ansporn geht verloren, die Pferde fordern ihren vermeintlichen Tribut und werden dabei oftmals aggressiv.



Noch ein paar Tipps



    Candy, eine aufmerksame Schülerin

  • Bei Bedarf das Pferd vor der Arbeit frei laufen lassen, um übermütigen Bewegungsdrang abzubauen.
    (Zur eigenen Sicherheit, zur Losgelassenheit des Pferdes und damit zur Verbesserung der Aufmerksamkeit und Konzentration.)

  • Für eine entspannte Lernsituation sorgen.
    (Ruhige Umgebung, wenig Umweltreize, freundliches, aber bestimmtes Auftreten.)

  • Das Pferd auf die Aufgabe vorbereiten. Zuerst seine Aufmerksamkeit erlangen.
    (Grundvoraussetzung zum Lernen!
    Die Konsequenz: Aufhören, sobald die Konzentration nachlässt.)

  • Niemals Zwang ausüben!
    (Dem Pferd alternative Lösungen anbieten oder eigene Lösungen suchen lassen. Pferde sind Fluchttiere, die Möglichkeit zum „Rückzug“ sollte man ihnen nicht verwehren.

  • Die Toleranzgrenze des Pferdes nicht überschreiten, sondern rechtzeitig für Entspannung sorgen.
    (z. B. beim Verladetraining: keine Panik aufkommen lasssen.)

  • Pferde reagieren sehr sensibel auf rhythmische Bewegungen. Diese Tatsache kann beim Einsatz der Hilfen unterstützend genutzt werden. (z.B. taktmäßiges Klopfen auf dem Boden, Wippen, Schwingen oder Touchieren mit dem Stock, Schlingern und Wedeln mit dem Seil etc.)

  • Die eigene Sprache auf ein Minimum reduzieren. Pferde empfinden nur „Lippenlärm“ und sind eher irritiert. Sie können zwar den Klang der Stimme als beruhigend, ermahnend, aufmunternd oder lobend interpretieren, Wortunterscheidungen fallen ihnen jedoch schwer. Werden trotzdem Kommandos als verbale Hilfen benutzt - wie z. B. beim Longieren - sollten sie kurz sein und sich deutlich voneinander unterscheiden. Wichtig ist, langsam und akzentuiert zu sprechen, immer dieselben Kommandos zu verwenden und über den Tonfall Ausdruck und Gefühl zu vermitteln. ( z.B. Sche-ritt, Te-rab, Ga-lopp, braav, … )




Die praktischen Übungen

Bevor es losgeht ....
Die Übungen sollten nicht Selbstzweck sein, sondern im täglichen Umgang konsequent angewendet werden. Die Arbeit mit dem Pferd beginnt nicht erst im Viereck, sondern bereits beim Betreten der Box bzw. bei der Annäherung im Paddock oder auf der Weide und sollte beim Führen, Putzen, Satteln, Trensen etc. fortgesetzt werden.

Beim Führen sollte man grundsätzlich auf Aufmerksamkeit und Folgsamkeit achten. (Pferd zuerst antreten lassen, Schrittgeschwindigkeit variieren, Halten, Rückwärtsrichten ....)

Das Putzen bietet eine gute Gelegenheit, um Erlerntes zu überprüfen und zu festigen. (Vorwärts- und Rückwärtsrichten, Vor- und Hinterhand seitlich dirigieren und nicht angebunden stillstehen lassen ....)
Konsequentes Verhalten im Vorfeld erleichtert das anschließende Training!

Die praktischen Übungen sind in Basis- und Aufbaulektionen unterteilt.

Die Basisübungen haben das Ziel, auf alle Zonen des Pferdes (Kopf, Hals, Schulter, Vor- u. Hinterhand) getrennt einwirken zu können und damit das Pferd in seinen Bewegungen unter Kontrolle zu haben. Die Lektionen werden dem Pferd anfangs über ein "direktes Gefühl" durch Berührungen mit den Händen oder mit dem Stock bzw. der Gerte beigebracht. Es soll lernen, auf Druck durch Nachgeben zu reagieren und seinen Oppositionsreflex zu unterdrücken. Im fortgeschrittenen Stadium erfolgt die Kommunikation nur noch über die Körpersprache, die beim Pferd ein "indirektes Gefühl" auslöst.

Die Aufbauübungen sind praktische Anwendungen des Erlernten. Es sind im Wesentlichen mentale Übungen zur

Bei allen Übungen ist das Pferd Schüler und zugleich auch Lehrer. Die Reaktionen des Pferdes sind eine sensible, ehrliche und sofortige Rückmeldung auf das Verhalten des Trainers. (Das Pferd spiegelt das Verhalten des Trainers!).



Die Basisübungen

1. Begrüßung, Einstimmung und Gewöhnung


"Schnupperprobe"



Es ist keine Übung im eigentlichen Sinn. Es ist ein Ritual, das Vertrauen schaffen soll. Die Einstimmung dient dazu, das vor allem junge oder unbekannte Pferd zu beruhigen und es an die Umgebung zu gewöhnen. Außerdem soll es Berührungen am ganzen Körper zulassen und Seil, Stock bzw. Gerte akzeptieren. Mit zunehmender Routine kann diese Phase verkürzt werden. Sie sollte aber nie ganz entfallen, sondern grundsätzlich eine Trainingseinheit einleiten und beenden.


Begrüßung   (eines jungen / fremden Pferdes)


Das eigene Pferd sollte von selbst zu einem kommen. (Ohne Leckerlis!)




Die Gewöhnungsphase


aufmerksam, aber keine Berührungsängste




2. Kopfhaltung beeinflussen

Die Bereitschaft des Pferdes, seinen Kopf auf ein Signal zu senken oder zu heben, ist nicht nur beim Trensen nützlich. Ein Pferd mit gesenktem Kopf ist immer ein ruhiges und entspanntes Pferd! Genauso wichtig ist es, den Hals seitlich biegen zu können. Wenn das Pferd bereit ist, sich einem zuzuwenden, ist es kooperativ und nicht "halsstarrig".
Hals- und Kopfhaltung sind eng miteinander verknüpft. Eine seitliche Biegung des Halses hat fast immer eine Absenkung des Kopfes zur Folge. Beim Reiten ist es daher sinnvoll, das Pferd erst leicht zu stellen, bevor man die gewünschte Nachgiebigkeit im Genick fordert.


Kopf senken


Kopf senken

Alternativ:  Zur Unterstützung die freie Hand auf den Mähnenkamm - hinter die Ohren – legen und ganz leichten Druck ausüben (das Pferd "überreden").


Kopf heben
Sich wieder aufrichten. Die meisten Pferde folgen der Bewegung. Eventuell leichten Druck mit den Fingern unterhalb der Ganaschen ausüben.



Kopf zur Seite bewegen


Kopf seitlich bewegen


Hinweis:  Bei dieser Übung ist die Anwendung der Energiestufen nicht angebracht. Das Pferd könnte mit seinem Oppositionsreflex reagieren und lernen, dass es dem Menschen kräftemäßig überlegen ist .


3. Führen - Treiben - Halten

Sich-führen-lassen setzt Vertrauen voraus. Deswegen ist es wichtig, aus der Position des Ranghöheren heraus das Pferd zu führen und es nicht hinter sich herzuziehen oder es hinter sich hertrotten zu lassen.
In der freilebenden Herde ist es meistens die Leitstute, die die Führung übernimmt, während der Hengst mehr in treibender Position agiert. Das Fohlen läuft dabei an der Seite der Mutter, dicht hinter der Schulter.
Alle drei Positionen haben beim Führen ihre Bedeutung. Die übliche Führposition ist seitlich vom Kopf oder Hals, auf jeden Fall vor der Schulter des Pferdes. Richtungsänderungen, die Kontrolle über die Vorwärtsbewegung, Halten und Rückwärtsrichten lassen sich aus dieser Position am leichtesten realisieren. Je mehr man sich in Richtung Schulter begibt, je mehr Eigenverantwortung überträgt man dem Pferd. Es muss aufmerksamer werden. Die Schulter selbst stellt eine "neutrale Zone" dar (siehe: Vor- und Hinterhandwendung). Der Bereich hinter der Schulter hat eine stark vorwärtstreibende Wirkung. Ein ausgebildetes Pferd sollte sich aus allen Positionen führen und anhalten lassen.


Führen auf gerader Linie

Bild in Vorbereitung
Führen an der Schulter




Führen auf gebogenen Linien

Bild in Vorbereitung     Bild in Vorbereitung
Innenwendung                                                    Außenwendung
Die eigene Schulter signalisiert dem Pferd die Richtung.




Treiben

Bild in Vorbereitung
Position beim Treiben

Verweigert ein Pferd nach vorne anzutreten (z. B. beim Verladen), ist Treiben wesentlich wirkungsvoller als Führen.


Halten aus der Bewegung

Bild in Vorbereitung
Halten






Noch einmal im Vergleich:


Führen                                                   Treiben                                                   Halten




4. Rückwärtsrichten

Reiten fängt am Boden an! Beim Rückwärtsrichten ist diese Aussage besonders zutreffend. Das Pferd lernt ohne Reiter wesentlich leichter, willig und zwanglos rückwärts zu treten. Das Rückwärtsrichten sollte dem Pferd in zwei Lernschritten beigebracht werden. Zunächst durch ein "direktes Gefühl", das dem Pferd mit der Hand bzw. mit Hilfe von Stock oder Gerte vermittelt wird. Erst wenn diese Übung gefestigt ist, sollte das Pferd das Rückwärtsrichten über ein "indirektes Gefühl", mit Hilfe der Körpersprache lernen.

.... über ein direktes Gefühl

Rückwärtsrichten
Rückwärtsrichten über Körperkontakt


Anfangs genügt ein einziger Tritt. Später soll das Pferd seine Vorder- und Hinterbeine gleichzeitig diagonal bewegen, so wie es beim Traben der Fall ist. (Daher spricht man beim Rückwärtsrichten auch von Tritten und nicht von Schritten.)


.... über ein indirektes Gefühl

Bild in Vorbereitung
Rückwärtsrichten über Körpersprache


Beim ersten Ansatz zum Rückwärtstreten - egal in welcher Stufe - Hilfen sofort einstellen, loben und selbst entspannen (lächeln).

Hinweis:  Bei Pferden die kopfscheu sind, ist das Schlingern mit dem Seil nicht angebracht. Alternativ kann man mit dem Stock rhythmisch auf den Boden klopfen, und dabei den Abstand zum Pferd verringern.


5. Eine Einladung aussprechen

Ein Pferd, das freiwillig und ohne Leckerlis jederzeit bereit ist, zu seiner Bezugsperson zu kommen, zeigt Vertrauen. Diese Bereitschaft sollte man nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern durch die folgende Übung immer wieder festigen.


Das Pferd zu sich holen

Bild in Vorbereitung
Das Pferd kommen lassen


Sowie das Pferd dem Menschen einen Schritt entgegenkommt, belohnt es sich selbst, weil der Zug im gleichen Moment nachlässt. Ein zusätzliches Lob mit der Stimme kann nicht schaden! Hat das Pferd den ganzen Weg zum Menschen zurückgelegt, darf es auch mal ein Leckerli sein. (Nur nicht mit Leckerlis locken!)


6. Die Hinterhand weichen lassen   (Vorhandwendung)

Es ist eine Frage der Definition. Bei den Basisübungen geht es vorrangig um die Kontrolle und Beeinflussung der Körperzonen des Pferdes. In diesem Zusammenhang spricht man davon, die Hinterhand weichen zu lassen. Aus Sicht des Reiters bleibt es natürlich eine Vorhandwendung.
Das Pferd soll sich mit seiner Hinterhand Schritt für Schritt auf einem Halbkreis bewegen. Dabei soll der innere Hinterfuß deutlich vor bzw. über den äußeren Hinterfuß treten. Die Vorhand tritt auf der Stelle bzw. auf einem kleinen Kreis.
Es ist eine gute Übung zur Vorbereitung auf das Schenkelweichen sowie auf alle Seitengänge oder auch nur, um das Pferd mühelos auf kleinstem Raum (z. B. in der Stallgasse) zu wenden.


Die vier Phasen


Gino reagiert bereits bei der 1. Stufe


Darauf achten, dass das Pferd weder vor- noch zurücktritt. Die eigene Position ist dafür ausschlaggebend. Vor der Pferdeschulter stehend, weicht das Pferd nach hinten aus, hinter der Pferdeschulter neigt es dazu, nach vorn zu treten.

Alternativ:   Anstelle des Stocks, das Ende des Seils benutzen (Phasen: Schlingern, im Kreis schwingen, mit jeder Kreisbewgung leicht touchieren).



7. Die Vorhand weichen lassen   (Hinterhandwendung)

Eine korrekt ausgeführte Hinterhandwendung ist für einen Dressurreiter eine anspruchsvolle Lektion. Bei der Arbeit am Führseil sind die Ansprüche etwas geringer. Hier geht es in erster Linie darum, die Vorhand seitlich dirigieren zu können.
Im Idealfall soll das Pferd mit seiner Vorhand in einem Halbkreis um die Hinterhand herumtreten. Das innere Hinterbein tritt dabei fast auf der Stelle, und das äußere Hinterbein beschreibt einem kleinen Halbkreis um den inneren Hinterfuß. Die Vorderbeine treten vorwärts-seitwärts und sollen dabei kreuzen.
Ebenso wie bei der Vorhandwendung ist darauf zu achten, dass das Pferd bei der Wendung weder vor- noch zurücktritt. (Auch hier ist die eigene Position zur Pferdeschulter ausschlaggebend.)


Die einzelnen Phasen

Hinterhandwendung
Die Vorhand weichen lassen


Alternativ:   Das Seilende zwischen die Hände nehmen und es in rhythmischen Bewegungen straffen. Oder mit den Händen Bewegungen erzeugen, als wollte man das Pferd nassspritzen.









Aufbauübungen

Die Anleitungen sind für die Arbeit auf der linken Hand beschrieben. Geübt werden muss selbstverständlich auf beiden Händen, aber erst, nachdem die Lektion auf der einen Hand sicher gelingt.


1. Zirkelarbeit

Die Übung ist zwar dem Longieren ähnlich, hat aber eine andere Zielsetzung. Es ist keine gymnastizierende, sondern eine mentale Übung zur Entwicklung von Eigenverantwortung. Das Pferd soll lernen, ohne ständig treibende Hilfen seine Gangart beizubehalten. Andere Übungen, wie Rückwärtsrichten, Hinterhand weichen lassen und das Pferd zu sich holen, sind Bestandteile der Zirkelarbeit.
Die Übung besteht aus 3 Teilen: Zuerst wird das Pferd auf den Zirkel geschickt. Im Zirkel soll es die gewünschte Gangart beibehalten. Anschließend wird das Pferd über eine 90°-Vorhandwendung wieder zum Mittelpunkt hereingeholt.
Mit der Übung sollte im Schritt und auf einem kleinen Kreis begonnen werden.


Das Pferd auf den Zirkel schicken


aus dem Rückwärtsrichten auf den Zirkel schicken ....



Eigenverantwortung im Zirkel überprüfen


. . . nur ein paar Runden auf dem Zirkel arbeiten . . .





Das Pferd vom Zirkel hereinholen


... und das Pferd wieder hereinholen







2. Handwechsel auf der Zirkellinie

Der Handwechsel auf der Zirkellinie ist anspruchsvoller, bietet aber mehr Möglichkeiten. Das Pferd soll durch eine 180°-Wendung auf der Zirkellinie selbständig die Hand wechseln. Die Übung lässt sich am einfachsten auf einem Halbkreis mit Unterstützung der Bande entwickeln.


Vorübung zum Handwechsel

Handwechsel
Handwechsel an der Bande



Die Übung erfordert viel Geschick im Umgang mit Seil und Peitsche, weil während der ganzen Zeit auf die eigene Körpersprache geachtet werden muss und der Blickkontakt zum Pferd nicht abreißen darf.
Gelingt der Handwechsel an der Bande sicher, lässt er sich auch an jeder anderen Stelle des Zirkels ausführen. Im fortgeschrittenem Ausbildungsstadium auch aus dem Trab. 


3. Der Handwechsel durch den Zirkel

Die Bahnfigur "durch den Zirkel wechseln" bietet eine weitere, elegante Möglichkeit des Handwechsels. Das Pferd soll dabei flüssig und harmonisch auf einer S-förmigen Linie durch den Zirkelmittelpunkt wechseln. Der Ausbilder bewegt sich während des Wechsels gleichmäßig auf einer geraden Linie vom Mittelpunkt weg und wieder dorthin zurück (siehe Skizze).


Die einzelnen Schritte


Die einzelnen Schritte der Übung "Durch den Zirkel wechseln"


Zum Einüben sollte der Handwechsel gleich mehrfach hintereinander ausgeführt werden, sodass als Hufschlagfigur eine Acht entsteht.
Gelingt die Übung im Schritt sicher, kann im Trab und (am längeren Seil) auch im Galopp trainiert werden. Der Ausbilder muss dabei seine Bewegungsgeschwindigkeit der Gangart des Pferdes anpassen.



4. Das Pferd durch einen Engpass schicken

Pferde sind Fluchttiere. Bei Gefahr suchen sie das Weite. Enge Durchgänge meiden sie instinktiv. Sie lösen Angst oder sogar Panik aus. Die systematische Gewöhnung an möglichst viele solcher Situationen stärken Mut und Gelassenheit. Eine einfach zu realisierende Übung besteht darin, einen Engpass zwischen Ausbilder und Bande herzustellen, den das Pferd ohne Hektik passieren soll.


Die einzelnen Schritte

Engpass

Engpass
Der Engpass: Eine Mutprobe fürs Pferd


Abwechslung bringen Stangen, Pylonen, Tonnen etc. zur Markierung des Engpasses. Ein Vorhang aus Flatterbändern erhöht den Schwierigkeitsgrad.
Es ist eine Übung, die das Vertrauen des Pferdes zum Menschen widerspiegelt und viele Überraschungen bereithält!


5. Vorwärts - Seitwärts

Diese Übung ist nicht zu verwechseln mit den echten Seitengängen, bei denen das Pferd versammelt, gestellt und gebogen sein soll. Es ist vielmehr eine vorbereitende Übung, bei der das Pferd lernen soll, seine Beine vorwärts-seitwärts zu kreuzen, vergleichbar mit dem Schenkelweichen. Ob die Abstellung dabei 30°, 45° oder wie bei Trailübungen 90° beträgt, ist prinzipiell bedeutungslos.
Beherrscht das Pferd die Vor- und Hinterhandwendung sicher, ist es zur Vorwärts-Seitwärts-Bewegung nur noch ein kleiner Schritt. Vor- und Hinterhand müssen lediglich im Wechseltakt seitlich dirigiert werden.


Seitwärts Schritt für Schritt

Schenkelweichen
Aus der Kehrtvolte ins Seitwärts


Zu Anfang nur wenige Schritte fordern und das Pferd bei richtigem Verhalten ausgiebig loben.
Mit zunehmender Routine sollte es genügen, den Stock parallel zum Pferd zu halten und es über die Körper- sprache zum Seitwärtstreten aufzufordern.


Eine weitere Steigerung des Schwierigkeitsgrades entsteht, wenn man das Pferd nicht durch treibende Hilfen seitwärts schickt, sondern versucht, dass es einem vorwärts-seitwärts folgt.


         
Vorwärts - Seitwärts in unterschiedlichen Ausführungen



Ausblick

Bei der weiterführenden Arbeit sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Die Übungen können miteinander kombiniert, im Schwierigkeitsgrad gesteigert oder auch völlig neu erdacht werden.


Nachstehend einige Beispiele:

Beispiel für einen Parcoursaufbau


Mit zunehmender Perfektion kann das Seil länger und der Abstand zum Pferd größer werden. Eine weitere Herausforderung ist es, das Seil nur noch lose um den Pferdehals zu legen, ähnlich dem Reiten mit einem Halsring. Am Ende des Kommunikationstrainings steht die Freiheitsdressur: Eine Verständigung zwischen Pferd und Mensch, die einzig und allein über die Körpersprache erfolgt und auf gegenseitiges Vertrauen aufgebaut ist.

Auf dem Weg dahin viel Spaß und Erfolg!