Die Arbeit mit Führseil und Knotenhalfter
Der Schlüssel zu mehr Respekt, Vertrauen und Gelassenheit.
Allgemeines
Die Arbeit mit dem Führseil und dem Knotenhalfter hat ihren Ursprung im Westernreiten. Das Training ist jedoch reitweiseunabhängig. Es ist in erster Linie ein mentales Training zur Bildung von Respekt, Vertrauen und Gelassenheit.Der damit verbundene Begriff "Natural Horsemanship" steht für einen artgerechten Umgang mit Pferden ohne Gewaltanwendung. Motivation statt Zwang lautet die Devise. Die Kommunikation erfolgt hauptsächlich über Körpersprache auf der Grundlage der Herdengesetze. Körperhaltung, Ausdruck und die eigene Position zum Pferd sind dabei entscheidend. Sie bilden die Grundelemente der Körpersprache und enthalten in ihrer Kombination die „Botschaft“ für das Pferd. Ob und wie das Pferd darauf reagiert, hängt im Wesentlichen von der Konzentration, dem richtigen Timing und der Entschlossenheit des Trainers ab.
Kommunikation ist eine Wechselbeziehung und bedeutet nicht nur „etwas-zu-sagen-zu-haben“, sondern auch zuhören (können). Zuhören heißt: Die Signale vom Pferd sofort erkennen, richtig interpretieren und entsprechend zu reagieren. Dieser Teil der Kommunikation ist weitaus schwieriger. Er erfordert eine gute Beobachtungsgabe, Einfühlungsvermögen und viel Erfahrung.
Ziel der Kommunikation ist es, vom Pferd als „Ranghöherer“ respektiert zu werden und dadurch Vertrauen zu erhalten. Dies ist der Schlüssel für eine harmonische Beziehung.
Vertrauen - Ziel der Kommunikation
Die Ausrüstung
Knotenhalfter, Seil und eine kurze Peitsche sind die typischen Ausrüstungsgegenstände für diese Art der Bodenarbeit. Sie sind nicht unbedingt erforderlich, aber sie erleichtern die Arbeit.Das Knotenhalfter ist ein sehr leichtes, aber auch ein scharfes Halfter. Das Pferd lernt sehr schnell, Knoten- und Stallhalfter voneinander zu unterscheiden und das Knotenhalfter mit Arbeit und Aufmerksamkeit zu verbinden. Durch die gegebenenfalls scharfe Wirkung auf Nase und Genick, nimmt das Pferd das Halfter ernst. Außerdem wird der Oppositionsreflex des Pferdes (bei Druck gegenan zu gehen) unterdrückt, während bei einem üblichen, breiten, vielleicht sogar noch gefütterten Halfter, der Reflex unterstützt wird.
Hinweis: Das Knotenhalfter nur für die Arbeit verwenden. Niemals ein Pferd damit anbinden!
Das Seil sollte etwa 4,5 m lang, 12 - 14 mm dick sein und aus geflochtener Baumwolle bestehen. Es sollte angenehm in der Hand liegen und nicht zu flexibel sein. (Seile aus Kunstfasern oder gedrehte Seile können, wenn sie in der Hand durchrutschen, leicht zu Hautverbrennungen führen. Aus Sicherheitsgründen sollten grundsätzlich Handschuhe getragen werden.)
Die Arbeit mit dem Seil hat gegenüber der Longe oder dem Führstrick mehrere Vorteile: Beim Führstrick ist das Pferd kurz angebunden. Erschrickt es sich und springt zur Seite, wirkt der Führstrick sofort begrenzend und verstärkt die Angst. Bei einem längeren Seil kann das Pferd die Situation etwas "distanzierter" betrachten und sich meistens wieder von selbst beruhigen. Außerdem kann man das Ende des Seils zum Treiben benutzen, was bei einem kurzen Führstrick ebenfalls nicht möglich ist.
Mit dem Seil lassen sich, auch aus der Entfernung, sehr gut Signale übertragen. Ein leichtes Schütteln des Seils wird zum Pferd "energiereicher" übertragen, als es z. B. mit der Longe möglich wäre. Und nicht zuletzt ist die Länge des Seils für diese Art der Bodenarbeit optimal und einfach zu handhaben.
Die Peitsche ist der Seillänge angepasst (Stock 1,2 m, Schlag 1,8 m). Bei ausgestrecktem Arm lässt sich das Pferd auch auf dem Zirkel noch mit dem Schlag erreichen. Im Gegensatz zu einer Longierpeitsche ist sie wesentlich handlicher und vielseitiger einsetzbar. Der stabile Peitschenstock wirkt als verlängerter Arm, mit dem das Pferd dirigiert, auf Distanz gehalten, aber auch gestreichelt und gelobt werden kann. Beim Touchieren kann der Stock im Vergleich zu einer flexiblen Gerte nicht nachschwingen und dem Pferd versehentlich Schmerzen zufügen. Die Parelli-Anhänger sprechen deswegen nicht von einer Peitsche, sondern von einem "carrotstick", um die Wechselwirkung zwischen Lob und Hilfengebung besser zum Ausdruck zu bringen.
Voraussetzungen
Zur Ausbildung eines Pferdes gehört nicht nur ein fundiertes Fachwissen. Entscheidend ist das Verhalten und die Einstellung gegenüber dem Pferd. Respekt, Geduld, Einfühlungsvermögen und konsequentes Handeln sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine partnerschaftliche und harmonische Zusammenarbeit.Dazu gehört insbesondere:
- Das Pferd in seiner Andersartigkeit (Herdentier, Steppentier, Fluchttier) zu respektieren und es artgerecht zu halten
und zu behandeln.
(Soziale Kontakte ermöglichen, Auslauf / Bewegung sicherstellen, Angst akzeptieren. Es als Schmusetier zu betrachten und mit Leckerlies zu verwöhnen ist nicht artgerecht. Wenn überhaupt, sollten Leckerlies nur sehr gezielt eingesetzt werden.) - Auch in kritischen Situationen Ruhe bewahren, freundlich und gelassen bleiben.
- Regeln aufstellen und einhalten, Grenzen aufzeigen. (Konsequent sein, nichts durchgehen lassen.)
- Den Ausbildungsstand des Pferdes berücksichtigen.
(Das Pferd nicht überfordern. Kleine Ziele setzen, Pausen einfügen, Abwechslung einbringen, rechtzeitig aufhören, einen positiven Abschluss finden. Aufgaben nicht abbrechen, sondern erleichtern bzw. vorangegangene Lernstufen wiederholen und festigen.)
Lernmethoden
Die am häufigsten angewandte Lernmethode ist die Konditionierung. Das Pferd soll dabei lernen, auf ein Signal (Hilfengebung) reflexartig zu reagieren, ohne darüber "nachzudenken" und eventuell eigene Entscheidungen zu treffen. Es muss in seinem Verhaltensmuster gefangen sein! Die Ausbildung erfolgt durch ein systematisches Training in kleinen Schritten, vom Leichten zum Schweren. Die Hilfen für das Pferd werden anfangs sehr deutlich gegeben und mit der Zeit immer mehr verfeinert. (In der Perfektion sind sie für Außenstehende nicht mehr erkennbar und es entsteht der Eindruck von Gedankenübertragung.)Der richtige Weg wird dem Pferd durch „Lob und Tadel“ aufgezeigt (operante Konditionierung). Wobei Lob ein Lächeln, Streicheln oder eine kurze Ruhepause sein kann und Tadel eine Unbequemlichkeit bedeutet. (Wiederholung, höhere Gangart, Rückwärtsrichten ...) Ein Lob, als positive Verstärkung für das Verhalten des Pferdes, ist für den Lernerfolg wesentlich wirkungsvoller als ein Tadel. Außerdem erkennt das Pferd sofort die Richtigkeit seiner Bemühungen. Bestrafungen dagegen verunsichern das Pferd und führen häufig zu neuen Problemen (Steigen, Buckeln etc.).
Ob Lob oder Strafe, wichtig ist das Timing. Jede Reaktion des Ausbilders muss unmittelbar erfolgen, damit das Pferd den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung erkennt. Eine Verzögerung von mehr als 3 Sekunden wird vom Pferd bereits mit der nächsten Handlung assoziiert. (Wird das Pferd z. B. für ein gelungenes Schulterherein zum Halten durchpariert, um es zu loben, so wird das Pferd glauben, es würde fürs Halten belohnt werden.)
Eine bewährte Technik zum Einüben von Lernschritten ist die Anwendung von „Energiestufen“. (Pat Parelli nennt sie die vier Stufen der wohlwollenden Bestimmtheit.)
In der ersten Stufe wird das Pferd freundlich, aber bestimmt zu einer Handlung aufgefordert. Bei Nichtbeachtung folgt nach etwa 2 - 3 Sekunden die Aufforderung etwas nachdrücklicher. Der Druck auf das Pferd wird Stufe um Stufe in gleichen Zeitabständen erhöht (nicht kontinuierlich!). Die letzte Stufe sollte unangenehm sein und so lange beibehalten werden, bis das Pferd reagiert.
Wichtig: Beim ersten richtigen Ansatz - egal in welcher Stufe - muss der Druck sofort aufhören und das Pferd gelobt werden. Nach einer kurzen Ruhepause beginnt man wieder mit der ersten Stufe. Das Pferd lernt auf diese Art sehr schnell, auf feine Hilfen zu reagieren.
Die Krux mit den Leckerlis
Leckerlis, bewusst und sparsam eingesetzt, können den Lernerfolg durchaus steigern. Das Pferd muss allerdings gelernt haben, dass nur besonders gute Leistungen auf diese Art honoriert werden. Nur dann bleibt die Motivation auf Dauer erhalten. Auch Unterschiede in Quantität und Qualität der Belohnung führen zu mehr Aufmerksamkeit. Pferde lernen besonders intensiv, wenn sie nicht genau vorhersehen können, ob und welche Art von Belohnung sie erwartet. Der Überraschungseffekt an sich erzeugt bereits eine hohe Motivation. Ständige und leistungsunabhängige Belohnungen bewirken genau das Gegenteil. Der Ansporn geht verloren, die Pferde fordern ihren vermeintlichen Tribut und werden dabei oftmals aggressiv.
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![]() Candy, eine aufmerksame Schülerin
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Die praktischen Übungen
Bevor es losgeht ....Die Übungen sollten nicht Selbstzweck sein, sondern im täglichen Umgang konsequent angewendet werden. Die Arbeit mit dem Pferd beginnt nicht erst im Viereck, sondern bereits beim Betreten der Box bzw. bei der Annäherung im Paddock oder auf der Weide und sollte beim Führen, Putzen, Satteln, Trensen etc. fortgesetzt werden.
Beim Führen sollte man grundsätzlich auf Aufmerksamkeit und Folgsamkeit achten. (Pferd zuerst antreten lassen, Schrittgeschwindigkeit variieren, Halten, Rückwärtsrichten ....)
Das Putzen bietet eine gute Gelegenheit, um Erlerntes zu überprüfen und zu festigen. (Vorwärts- und Rückwärtsrichten, Vor- und Hinterhand seitlich dirigieren und nicht angebunden stillstehen lassen ....)
Konsequentes Verhalten im Vorfeld erleichtert das anschließende Training!
Die praktischen Übungen sind in Basis- und Aufbaulektionen unterteilt.
Die Basisübungen haben das Ziel, auf alle Zonen des Pferdes (Kopf, Hals, Schulter, Vor- u. Hinterhand) getrennt einwirken zu können und damit das Pferd in seinen Bewegungen unter Kontrolle zu haben. Die Lektionen werden dem Pferd anfangs über ein "direktes Gefühl" durch Berührungen mit den Händen oder mit dem Stock bzw. der Gerte beigebracht. Es soll lernen, auf Druck durch Nachgeben zu reagieren und seinen Oppositionsreflex zu unterdrücken. Im fortgeschrittenen Stadium erfolgt die Kommunikation nur noch über die Körpersprache, die beim Pferd ein "indirektes Gefühl" auslöst.
Die Aufbauübungen sind praktische Anwendungen des Erlernten. Es sind im Wesentlichen mentale Übungen zur
- Bildung von Respekt und Vertrauen,
- Erhöhung der Aufmerksamkeit und Konzentration,
- Angstbewältigung,
- Entwicklung von Eigenverantwortung,
- Stärkung von Mut und Gelassenheit.
Bei allen Übungen ist das Pferd Schüler und zugleich auch Lehrer. Die Reaktionen des Pferdes sind eine sensible, ehrliche und sofortige Rückmeldung auf das Verhalten des Trainers. (Das Pferd spiegelt das Verhalten des Trainers!).
Die Basisübungen
1. Begrüßung, Einstimmung und Gewöhnung
"Schnupperprobe"
Es ist keine Übung im eigentlichen Sinn. Es ist ein Ritual, das Vertrauen schaffen soll. Die Einstimmung dient dazu, das vor allem junge oder unbekannte Pferd zu beruhigen und es an die Umgebung zu gewöhnen. Außerdem soll es Berührungen am ganzen Körper zulassen und Seil, Stock bzw. Gerte akzeptieren. Mit zunehmender Routine kann diese Phase verkürzt werden. Sie sollte aber nie ganz entfallen, sondern grundsätzlich eine Trainingseinheit einleiten und beenden.
Begrüßung (eines jungen / fremden Pferdes)
- Sich ruhig und entspannt der linken Seite des Pferdes nähern.
- Schräg seitlich vor dem Pferd stehen bleiben. (Nicht in die Augen schauen!)
- Handrücken zum Beschnuppern anbieten.
- Pferd möglichst den letzten Schritt auf sich zumachen lassen.
- Streicheln, ruhig und entspannt bleiben. (Lächeln hilft!)
Das eigene Pferd sollte von selbst zu einem kommen. (Ohne Leckerlis!)
Die Gewöhnungsphase
aufmerksam, aber keine Berührungsängste
- Zuerst das Pferd am Hals oder an der Schulter streicheln (beruhigende Wirkung).
- Danach versuchen, das Pferd am ganzen Körper mit dem Stock und auch mit dem Seil zu berühren.
(Desensibilisierung und zur eigenen Sicherheit bei jungen / unbekannten Pferden.) - Wenn es an bestimmten Stellen Berührungen ausweicht oder sich dagegen wehrt, keinen Zwang ausüben, sondern sofort aufhören und für Entspannung sorgen. Nach einer kleinen Pause sich der kritischen Stelle erneut nähern ohne die Toleranzgrenze zu überschreiten. Den Vorgang wiederholen, bis das Pferd die Berührungen zulässt. (Prinzip: Annäherung, Rückzug, Entspannung.)
- Wenn das Pferd sich mit dem Stock und dem Seil überall berühren lässt und dabei stehen bleibt, sollte es noch einmal ausgiebig mit den Händen am ganzen Körper gestreichelt werden.
2. Kopfhaltung beeinflussen
Die Bereitschaft des Pferdes, seinen Kopf auf ein Signal zu senken oder zu heben, ist nicht nur beim Trensen nützlich. Ein Pferd mit gesenktem Kopf ist immer ein ruhiges und entspanntes Pferd! Genauso wichtig ist es, den Hals seitlich biegen zu können. Wenn das Pferd bereit ist, sich einem zuzuwenden, ist es kooperativ und nicht "halsstarrig".
Hals- und Kopfhaltung sind eng miteinander verknüpft. Eine seitliche Biegung des Halses hat fast immer eine Absenkung des Kopfes zur Folge. Beim Reiten ist es daher sinnvoll, das Pferd erst leicht zu stellen, bevor man die gewünschte Nachgiebigkeit im Genick fordert.
Kopf senken
Kopf senken
- Parallel zum Pferdehals aufstellen (in gleiche Blickrichtung mit dem Pferd).
- Seil an der Verbindung zum Knotenhalfter anfassen und leichten, konstanten Zug nach unten ausüben. Dabei mit dem Oberkörper leicht nach vorne beugen.
- Warten!
- Bei geringstem Nachgeben, Hand öffnen und das Pferd loben.
- Nach einer kleinen Pause wieder von Neuem beginnen.
Kopf heben
Sich wieder aufrichten. Die meisten Pferde folgen der Bewegung. Eventuell leichten Druck mit den Fingern unterhalb der Ganaschen ausüben.
Kopf zur Seite bewegen
Kopf seitlich bewegen
- Seitlich zwischen Kopf und Hals des Pferdes aufstellen. (Nicht zu nah, damit es den Kopf auch wenden kann.)
- Mit der geöffneten Hand unter das Knotenhalfter fassen und versuchen, den Kopf mit ganz leichtem, konstanten Zug zu sich zu holen.
- Sowie das Pferd den Kopf in die gewünschte Richtung bewegt, belohnt es sich selbst, weil die Zugkraft im selben Moment nachlässt.
- Ein zusätzliches Lob mit der Stimme oder ein Streicheln am Hals bestärkt das Pferd in seinem Verhalten.
Hinweis: Bei dieser Übung ist die Anwendung der Energiestufen nicht angebracht. Das Pferd könnte mit seinem Oppositionsreflex reagieren und lernen, dass es dem Menschen kräftemäßig überlegen ist .
3. Führen - Treiben - Halten
Sich-führen-lassen setzt Vertrauen voraus. Deswegen ist es wichtig, aus der Position des Ranghöheren heraus das Pferd zu führen und es nicht hinter sich herzuziehen oder es hinter sich hertrotten zu lassen.
In der freilebenden Herde ist es meistens die Leitstute, die die Führung übernimmt, während der Hengst mehr in treibender Position agiert. Das Fohlen läuft dabei an der Seite der Mutter, dicht hinter der Schulter.
Alle drei Positionen haben beim Führen ihre Bedeutung. Die übliche Führposition ist seitlich vom Kopf oder Hals, auf jeden Fall vor der Schulter des Pferdes. Richtungsänderungen, die Kontrolle über die Vorwärtsbewegung, Halten und Rückwärtsrichten lassen sich aus dieser Position am leichtesten realisieren. Je mehr man sich in Richtung Schulter begibt, je mehr Eigenverantwortung überträgt man dem Pferd. Es muss aufmerksamer werden. Die Schulter selbst stellt eine "neutrale Zone" dar (siehe: Vor- und Hinterhandwendung). Der Bereich hinter der Schulter hat eine stark vorwärtstreibende Wirkung. Ein ausgebildetes Pferd sollte sich aus allen Positionen führen und anhalten lassen.
Führen auf gerader Linie
Führen an der Schulter
- Ausgangsposition: An der Schulter des Pferdes (mit durchhängendem Führseil).
- Mit der Stimme und nach vorn weisender Führhand das Pferd antreten lassen, gegebenenfalls mit dem Stock hinter der Gurtlage treiben. Wichtig ist, dass das Pferd zuerst antritt und dafür sofort gelobt wird.
- Das Pferd soll aufmerksam sein und die Position zum Trainer beibehalten.
- Zur Korrektur gegebenenfalls am Führstrick kurz anrucken (nicht ziehen!), bzw. mit dem Stock nachtreiben.
- Darauf achten, dass das Pferd nicht drängelt. (Wenn nötig, die Spitze des Stocks hinter den Ganaschen anlegen und das Pferd auf seitlichen Abstand halten.)
Führen auf gebogenen Linien
- Beim Abwenden ist die Position kurz vor der Pferdeschulter vorteilhaft.
- Der Oberkörper wird - wie auch beim Reiten - parallel zur Pferdeschulter ausgerichtet.
- Bei Innenwendungen wird er in die Wendung gedreht. Die dem Pferd zugewandte Schulter wird etwas angehoben und deutlich nach vorne genommen (Mitzieheffekt). Gleichzeitig muss nachgetrieben werden, weil das Pferd den größeren Weg zurücklegen muss. Eventuell muss anfangs das Seil etwas richtungsweisend geführt werden.
- Bei Außenwendungen wird durch vermehrte Körperspannung und dem Vorschieben der äußeren Schulter
dem Pferd signalisiert: Bleib weg!
Mit nach vorn ausgestrecktem Arm kann die abweisende Wirkung der Schulter verstärkt werden. Gerte oder Stock als Verlängerung des Arms können zusätzlich richtungsweisend wirken.
Innenwendung
Außenwendung
Die eigene Schulter signalisiert dem Pferd die Richtung.
Treiben
Position beim Treiben
- Die eigene Position ist schräg seitlich hinter der Pferdeschulter.
- Das Pferd wird „zwischen den Händen“ geführt (vergleichbar mit dem Longieren).
- Die Seilhand weist dem Pferd die Richtung.
- Die andere Hand hält den Stock und ...
- treibt damit das Pferd (im Bereich hinter der Gurtlage),
- korrigiert den seitlichen Abstand (auf die Pferdeschulter weisend),
- wirkt vor dem Kopf bremsend (negatives Treiben).
Halten aus der Bewegung
Halten
- Zum Halten ist die Führposition nahe am Kopf des Pferdes am günstigsten.
- Mit der Stimme und einer etwas höher getragenen Führhand das Halten ankündigen.
- Treibende Hilfen einstellen und abrupt stehenbleiben.
(Eventuell anfangs mit dem Fuß aufstampfen und gleichzeitig den Oberkörper deutlich zurücknehmen.) - Bei Nichtbeachtung energisch am Seil rucken oder den Stock bremsend vor den Kopf des Pferdes halten.
(Wichtig ist auch hier, nicht am Seil zu ziehen, sondern annehmen und nachgeben, bis das Pferd stehenbleibt, dann Loben!)
Noch einmal im Vergleich:
Führen
Treiben
Halten
4. Rückwärtsrichten
Reiten fängt am Boden an! Beim Rückwärtsrichten ist diese Aussage besonders zutreffend. Das Pferd lernt ohne Reiter wesentlich leichter, willig und zwanglos rückwärts zu treten. Das Rückwärtsrichten sollte dem Pferd in zwei Lernschritten beigebracht werden. Zunächst durch ein "direktes Gefühl", das dem Pferd mit der Hand bzw. mit Hilfe von Stock oder Gerte vermittelt wird. Erst wenn diese Übung gefestigt ist, sollte das Pferd das Rückwärtsrichten über ein "indirektes Gefühl", mit Hilfe der Körpersprache lernen.
.... über ein direktes Gefühl
Rückwärtsrichten über Körperkontakt
- Pferd auf dem 1. Hufschlag führen, halten und ruhig stehen lassen.
- Seilhand etwas anheben und durch ein langsam und deutlich ausgesprochenes "zzzz-urück" zum Rückwärtstreten auffordern.
- Durch leichtes Touchieren mit der Gerte an der Brust oder leichtem Druck mit den Fingerspitzen an der Bugspitze die Aufforderung verstärken.
- Beim ersten Ansatz zum Rückwärtstreten das Pferd ausgiebig loben.
- Danach einige Schritte zügig vorwärts gehen und die Übung an anderer Stelle wiederholen.
Anfangs genügt ein einziger Tritt. Später soll das Pferd seine Vorder- und Hinterbeine gleichzeitig diagonal bewegen, so wie es beim Traben der Fall ist. (Daher spricht man beim Rückwärtsrichten auch von Tritten und nicht von Schritten.)
.... über ein indirektes Gefühl
Rückwärtsrichten über Körpersprache
- Etwa 1 m frontal vor dem Pferd aufstellen. Standort nicht verlassen.
- Sich aufrichten, dem Pferd in die Augen sehen und es mit dem Kommando "zzz-urück" zum Rückwärtstreten auffordern.
- Mit ausgestrecktem Arm der Forderung Nachdruck verleihen.
- Bei Nichtbefolgung leichte, horizontale Schwin- gungen mit dem Seil erzeugen.
- Schwingungen gegebenenfalls verstärken.
Beim ersten Ansatz zum Rückwärtstreten - egal in welcher Stufe - Hilfen sofort einstellen, loben und selbst entspannen (lächeln).
Hinweis: Bei Pferden die kopfscheu sind, ist das Schlingern mit dem Seil nicht angebracht. Alternativ kann man mit dem Stock rhythmisch auf den Boden klopfen, und dabei den Abstand zum Pferd verringern.
5. Eine Einladung aussprechen
Ein Pferd, das freiwillig und ohne Leckerlis jederzeit bereit ist, zu seiner Bezugsperson zu kommen, zeigt Vertrauen. Diese Bereitschaft sollte man nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern durch die folgende Übung immer wieder festigen.
Das Pferd zu sich holen
Das Pferd kommen lassen
- 3 - 4 m vor dem Pferd stehen (z. B. nach dem Rückwärtsrichten).
- Entspannte Haltung einnehmen und das Pferd lächelnd zum Kommen einladen (dabei nicht in die Augen sehen).
- Das Seil ganz leicht durch die geöffneten Hände gleiten lassen, so als wollte man das Pferd aus der Entfernung streicheln.
- Leichten Zug beim Streicheln auf das Seil bringen.
- Zug anstehen lassen und warten.
Sowie das Pferd dem Menschen einen Schritt entgegenkommt, belohnt es sich selbst, weil der Zug im gleichen Moment nachlässt. Ein zusätzliches Lob mit der Stimme kann nicht schaden! Hat das Pferd den ganzen Weg zum Menschen zurückgelegt, darf es auch mal ein Leckerli sein. (Nur nicht mit Leckerlis locken!)
6. Die Hinterhand weichen lassen (Vorhandwendung)
Es ist eine Frage der Definition. Bei den Basisübungen geht es vorrangig um die Kontrolle und Beeinflussung der Körperzonen des Pferdes. In diesem Zusammenhang spricht man davon, die Hinterhand weichen zu lassen. Aus Sicht des Reiters bleibt es natürlich eine Vorhandwendung.
Das Pferd soll sich mit seiner Hinterhand Schritt für Schritt auf einem Halbkreis bewegen. Dabei soll der innere Hinterfuß deutlich vor bzw. über den äußeren Hinterfuß treten. Die Vorhand tritt auf der Stelle bzw. auf einem kleinen Kreis.
Es ist eine gute Übung zur Vorbereitung auf das Schenkelweichen sowie auf alle Seitengänge oder auch nur, um das Pferd mühelos auf kleinstem Raum (z. B. in der Stallgasse) zu wenden.
Die vier Phasen
Gino reagiert bereits bei der 1. Stufe
- Die eigene Position ist dicht an der Pferdeschulter (frontal zur Pferdeschulter).
- Seil etwas kürzer fassen, und den Kopf des Pferdes leicht zu sich wenden.
- Phase 1: Mit seitlich eingeknicktem Oberkörper die Sprunggelenke anvisieren.
- Phase 2: Mit dem Stock rhythmisch auf dem Boden klopfen und dabei den Abstand zur Hinterhand verringern.
- Phase 3: Den Stock vor der Hinterhand kreisen lassen.
- Phase 4: Die Hinterhand rhythmisch touchieren.
- Sobald das Pferd weicht, egal in welcher Phase, entspannen und loben.
Darauf achten, dass das Pferd weder vor- noch zurücktritt. Die eigene Position ist dafür ausschlaggebend. Vor der Pferdeschulter stehend, weicht das Pferd nach hinten aus, hinter der Pferdeschulter neigt es dazu, nach vorn zu treten.
Alternativ: Anstelle des Stocks, das Ende des Seils benutzen (Phasen: Schlingern, im Kreis schwingen, mit jeder Kreisbewgung leicht touchieren).
7. Die Vorhand weichen lassen (Hinterhandwendung)
Eine korrekt ausgeführte Hinterhandwendung ist für einen Dressurreiter eine anspruchsvolle Lektion. Bei der Arbeit am Führseil sind die Ansprüche etwas geringer. Hier geht es in erster Linie darum, die Vorhand seitlich dirigieren zu können.
Im Idealfall soll das Pferd mit seiner Vorhand in einem Halbkreis um die Hinterhand herumtreten. Das innere Hinterbein tritt dabei fast auf der Stelle, und das äußere Hinterbein beschreibt einem kleinen Halbkreis um den inneren Hinterfuß. Die Vorderbeine treten vorwärts-seitwärts und sollen dabei kreuzen.
Ebenso wie bei der Vorhandwendung ist darauf zu achten, dass das Pferd bei der Wendung weder vor- noch zurücktritt. (Auch hier ist die eigene Position zur Pferdeschulter ausschlaggebend.)
Die einzelnen Phasen
Die Vorhand weichen lassen
- Sich seitlich an der Pferdeschulter aufstellen (mit Blick zum Pferd).
- Körperspannung aufbauen und das Pferd mit energischem Blick zum Weichen auffordern.
- Stock waagerecht in Augenhöhe des Pferdes halten.
- Mit rhythmischen Stockbewegungen sich langsam dem Pferdkopf nähern.
- Sobald das Pferd weicht: entspannen, loben und (auch mit dem Stock) am Hals streicheln.
Alternativ: Das Seilende zwischen die Hände nehmen und es in rhythmischen Bewegungen straffen. Oder mit den Händen Bewegungen erzeugen, als wollte man das Pferd nassspritzen.
Aufbauübungen
Die Anleitungen sind für die Arbeit auf der linken Hand beschrieben. Geübt werden muss selbstverständlich auf beiden Händen, aber erst, nachdem die Lektion auf der einen Hand sicher gelingt.1. Zirkelarbeit
Die Übung ist zwar dem Longieren ähnlich, hat aber eine andere Zielsetzung. Es ist keine gymnastizierende, sondern eine mentale Übung zur Entwicklung von Eigenverantwortung. Das Pferd soll lernen, ohne ständig treibende Hilfen seine Gangart beizubehalten. Andere Übungen, wie Rückwärtsrichten, Hinterhand weichen lassen und das Pferd zu sich holen, sind Bestandteile der Zirkelarbeit.
Die Übung besteht aus 3 Teilen: Zuerst wird das Pferd auf den Zirkel geschickt. Im Zirkel soll es die gewünschte Gangart beibehalten. Anschließend wird das Pferd über eine 90°-Vorhandwendung wieder zum Mittelpunkt hereingeholt.
Mit der Übung sollte im Schritt und auf einem kleinen Kreis begonnen werden.
Das Pferd auf den Zirkel schicken
aus dem Rückwärtsrichten auf den Zirkel schicken ....
- Eigene Position: etwa 1 m vor dem Kopf des Pferdes. (Seil in der linken, Peitsche in der rechten Hand.)
- Das Pferd 2 - 3 Tritte rückwärts richten. (Pferd einmal durchatmen lassen.)
- Danach sich um 90° nach links drehen und mit ausgestreckter Seilhand das Pferd an sich vorbei auf den Zirkel schicken. (Wichtig: linke Schulter und linkes Bein zurücknehmen, um den Weg aus Sicht des Pferdes freizugeben!)
- Eventuell mit der Peitsche oder mit dem Seilende nachtreiben.
- Tritt das Pferd an, Hilfen einstellen und das Seil so lange nachgeben, bis das Pferd die Zirkellinie erreicht hat.
Eigenverantwortung im Zirkel überprüfen
. . . nur ein paar Runden auf dem Zirkel arbeiten . . .
- Das Pferd in der gewünschten Gangart 2 – 4 Runden bewegen (Galopp nur mit einem mindestens 7 m langen Seil).
- Den eigenen Standort nicht verlassen, sich nur auf der Stelle drehen. (Orientierungshilfe und Fixpunkt für das Pferd.)
- Die Eigenverantwortung überprüfen, indem das Pferd die gewünschte Gangart auch ohne treibende Hilfen beibehält.
Das Pferd vom Zirkel hereinholen
... und das Pferd wieder hereinholen
- Mit seitlich eingeknicktem Oberkörper die Hinter- hand anvisieren und gleichzeitig mit dem Seil den Kopf des Pferdes leicht zu sich ziehen. Danach sofort wieder aufrichten.
- Das Pferd soll sich daraufhin zum Mittelpunkt hereindrehen (90°-Vorhandwendung), und abwartend auf der Zirkellinie stehen bleiben.)
- Das Pferd zum Kommen einladen
(siehe: Basisübung 5). - Loben, streicheln!
- Nach einer kleinen Pause, das Pferd wieder rückwärts richten und auf der anderen Hand weiterarbeiten.
2. Handwechsel auf der Zirkellinie
Der Handwechsel auf der Zirkellinie ist anspruchsvoller, bietet aber mehr Möglichkeiten. Das Pferd soll durch eine 180°-Wendung auf der Zirkellinie selbständig die Hand wechseln. Die Übung lässt sich am einfachsten auf einem Halbkreis mit Unterstützung der Bande entwickeln.
Vorübung zum Handwechsel
Handwechsel an der Bande
- Eigener Standort: Auf dem ersten Hufschlag mit dem Rücken zur Bande. (Standort nicht verlassen.)
- Das Pferd auf einem Halbkreis um sich herum bewegen. (Zwischen den Händen treiben, wie beim Longieren.)
- Kurz bevor das Pferd die Bande erreicht, in der Hüfte einknicken, die Hinterhand anvisieren und es dadurch zu einer 90°-Vorhandwendung auffordern (siehe: Basisübung 6).
- Danach wieder aufrichten, Seil und Peitsche in die jeweils andere Hand wechseln, und das Pferd in umgekehrte Richtung auf den Zirkel schicken.
Die Übung erfordert viel Geschick im Umgang mit Seil und Peitsche, weil während der ganzen Zeit auf die eigene Körpersprache geachtet werden muss und der Blickkontakt zum Pferd nicht abreißen darf.
Gelingt der Handwechsel an der Bande sicher, lässt er sich auch an jeder anderen Stelle des Zirkels ausführen. Im fortgeschrittenem Ausbildungsstadium auch aus dem Trab.
3. Der Handwechsel durch den Zirkel
Die Bahnfigur "durch den Zirkel wechseln" bietet eine weitere, elegante Möglichkeit des Handwechsels. Das Pferd soll dabei flüssig und harmonisch auf einer S-förmigen Linie durch den Zirkelmittelpunkt wechseln. Der Ausbilder bewegt sich während des Wechsels gleichmäßig auf einer geraden Linie vom Mittelpunkt weg und wieder dorthin zurück (siehe Skizze).
Die einzelnen Schritte
- Zunächst das Pferd im Schritt auf dem Zirkel gehen lassen, sich mitdrehen und es wie beim Longieren "zwischen den Händen" führen.
- Zur Einleitung des Handwechsels leicht in der Hüfte einknicken, die Hinterhand anvisieren und dabei weitertreiben. (Das Pferd soll keine Vorhandwendung machen, sondern in den Zirkel kommen.)
- Gleichzeitig sich rückwärts auf gerader Linie vom Mittelpunkt des Zirkels entfernen und das Pferd "mitnehmen".
- Seil und Peitsche in die jeweils andere Hand wechseln, sich wieder aufrichten und das Pferd auf der anderen Hand auf die Zirkellinie hinaus dirigieren.
- Das Pferd wieder "zwischen den Händen" führen und zum Mittelpunkt zurückkehren.
Die einzelnen Schritte der Übung "Durch den Zirkel wechseln"
Zum Einüben sollte der Handwechsel gleich mehrfach hintereinander ausgeführt werden, sodass als Hufschlagfigur eine Acht entsteht.
Gelingt die Übung im Schritt sicher, kann im Trab und (am längeren Seil) auch im Galopp trainiert werden. Der Ausbilder muss dabei seine Bewegungsgeschwindigkeit der Gangart des Pferdes anpassen.
4. Das Pferd durch einen Engpass schicken
Pferde sind Fluchttiere. Bei Gefahr suchen sie das Weite. Enge Durchgänge meiden sie instinktiv. Sie lösen Angst oder sogar Panik aus. Die systematische Gewöhnung an möglichst viele solcher Situationen stärken Mut und Gelassenheit. Eine einfach zu realisierende Übung besteht darin, einen Engpass zwischen Ausbilder und Bande herzustellen, den das Pferd ohne Hektik passieren soll.
Die einzelnen Schritte
Der Engpass: Eine Mutprobe fürs Pferd
- Sich etwa 2 Meter von der Bande entfernt aufstellen und das Pferd aus diesem Abstand durch die Gasse longieren.
- Sich mit jeder Runde der Bande etwa einen Schritt nähern, so dass der Engpass zwischen Pferd und Mensch bei jedem Durchgang schmaler wird.
- Wenn das Pferd im Engpass zögert oder eiliger wird, den Abstand halten bzw. wieder etwas vergrößern. Auf diesem Level weiterarbeiten, bis das Pferd sich beruhigt hat.
- Ziel: Den Abstand bis auf eine Pferdebreite verkleinern.
Abwechslung bringen Stangen, Pylonen, Tonnen etc. zur Markierung des Engpasses. Ein Vorhang aus Flatterbändern erhöht den Schwierigkeitsgrad.
Es ist eine Übung, die das Vertrauen des Pferdes zum Menschen widerspiegelt und viele Überraschungen bereithält!
5. Vorwärts - Seitwärts
Diese Übung ist nicht zu verwechseln mit den echten Seitengängen, bei denen das Pferd versammelt, gestellt und gebogen sein soll. Es ist vielmehr eine vorbereitende Übung, bei der das Pferd lernen soll, seine Beine vorwärts-seitwärts zu kreuzen, vergleichbar mit dem Schenkelweichen. Ob die Abstellung dabei 30°, 45° oder wie bei Trailübungen 90° beträgt, ist prinzipiell bedeutungslos.
Beherrscht das Pferd die Vor- und Hinterhandwendung sicher, ist es zur Vorwärts-Seitwärts-Bewegung nur noch ein kleiner Schritt. Vor- und Hinterhand müssen lediglich im Wechseltakt seitlich dirigiert werden.
Seitwärts Schritt für Schritt
Aus der Kehrtvolte ins Seitwärts
- Das Pferd auf dem 1. Hufschlag im Schritt "zwischen den Händen" führen.
- Es mit einer Kehrtvolte aus der Ecke gegen die Bande schicken (eigene Position: 2. Hufschlag).
- Kurz vor Erreichen der Bande energisch auf die Schulter des Pferdes zugehen und es seitwärts treiben.
(Abweisende Körperhaltung annehmen und mit dem Stock die Vor- und die Hinterhand im Wechsel seitwärts dirigieren.)
Zu Anfang nur wenige Schritte fordern und das Pferd bei richtigem Verhalten ausgiebig loben.
Mit zunehmender Routine sollte es genügen, den Stock parallel zum Pferd zu halten und es über die Körper- sprache zum Seitwärtstreten aufzufordern.
Eine weitere Steigerung des Schwierigkeitsgrades entsteht, wenn man das Pferd nicht durch treibende Hilfen seitwärts schickt, sondern versucht, dass es einem vorwärts-seitwärts folgt.
Vorwärts - Seitwärts in unterschiedlichen Ausführungen
Ausblick
Bei der weiterführenden Arbeit sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Die Übungen können miteinander kombiniert, im Schwierigkeitsgrad gesteigert oder auch völlig neu erdacht werden.
Nachstehend einige Beispiele:
- Führen mit unterschiedlichem Tempo und in unterschiedlicher Gangart, Halten und Rückwärtsrichten.
- Führen mit unterschiedlichem, seitlichen Abstand (z. B. Slalom).
- Führen über/durch Hindernisse (Cavaletti, Planen, Bodenstangen, Gassen, Flatterbänder, Vorhänge etc.).
- Durch Engpässe schicken (Pylonen, Tonnen, Gassen, Flatterbänder, Vorhänge etc.).
- Halten über Cavalettis oder auf Planen.
- Rückwärtsrichten über Cavaletti oder durch Gassen.
- Seitengänge auf freier, gerader Linie (z. B. Mittellinie), Viereck verkleinern / vergrößern.
- Zirkelarbeit mit Übergängen über 1, 2 und 3 Stufen (z. B. Halt - Galopp - Halt).
- Aufbau eines Parcours (siehe Skizze).
- .........
- .........
Beispiel für einen Parcoursaufbau
Mit zunehmender Perfektion kann das Seil länger und der Abstand zum Pferd größer werden. Eine weitere Herausforderung ist es, das Seil nur noch lose um den Pferdehals zu legen, ähnlich dem Reiten mit einem Halsring. Am Ende des Kommunikationstrainings steht die Freiheitsdressur: Eine Verständigung zwischen Pferd und Mensch, die einzig und allein über die Körpersprache erfolgt und auf gegenseitiges Vertrauen aufgebaut ist.
Auf dem Weg dahin viel Spaß und Erfolg!