Reiten im Gelände

- Training für Körper und Seele -





Ein Plädoyer für das Reiten im Gelände

Ein Ausritt ist mehr als eine willkommene Abwechslung für Pferd und Reiter. Für das Pferd ist das Gelände die ursprünglichste und natürlichste Umgebung. Hier werden Trittsicherheit, Geschicklichkeit und das Gleichgewichtsgefühl von selbst verbessert. Die Unebenheiten des Bodens sind vorteilhaft für die Beweglichkeit der Gelenke und führen zur Stärkung von Sehnen und Bändern. Bergauf- und Bergabreiten trainiert insbesondere die Hinterhandmuskulatur und damit die Schubkraft.

Im Gelände zeigen Pferde in der Regel mehr Schwung, gehen aufmerksamer und bleiben trotzdem gelassen. Kleine Sprünge über natürliche Hindernisse, wie Baumstämme, Gräben, niedrige Wälle oder Hecken werden meist problemlos akzeptiert. Pferde, die in der Halle sonst eher triebig sind, sind im Gelände oftmals wie ausgewechselt. In der Natur ist plötzlich die Gehfreude wieder geweckt.
Das macht sich besonders bei einem frischen Galopp bemerkbar. Im Gegensatz zur Halle kann hier auch mal über eine etwas längere Strecke raumgreifend galoppiert werden. Dadurch werden die Atmung intensiviert, die Lungen gut belüftet und alle Organe mit Sauerstoff versorgt. Kaum ein Pferd, das danach nicht zufrieden abschnaubt.
Deshalb: Nutzen Sie die Vorteile im Gelände, es ist ein idealer Trainingsort!



Dressur im Gelände

Dressurreiten ist nicht zwangsläufig an eine Halle oder ein begrenztes Viereck gebunden. Zugegeben, für den Reiter ist es leichter, in einer vertrauten Halle mit exakten Maßen und Bahnmarkierungen, Hufschlagfiguren und Lektionen korrekt zu reiten. Für das Pferd ergibt die "Kringelreiterei" jedoch keinen Sinn und die Freude an der Mitarbeit hält sich in Grenzen.
In der Natur dagegen ist die Motivation größer, Übungen und Lektionen erhalten eine praktische Bedeutung und die Gymnastizierung - die eigentliche Aufgabe der Dressur - lässt sich im Gelände vielfältig und effektiv trainieren.
Auch die Lösungsphase ist im Gelände leichter zu realisieren, weil die Pferde sich draußen einfach wohler fühlen. Ein lockeres Traben in Dehnungshaltung führt hier viel eher zur psychischen und somit auch zur physischen Losgelassenheit. Das gleiche gilt für die Erholungsphase. Im Schritt am hingegebenen Zügel zurück in den Stall zu reiten ist angenehmer, als in der Halle Runde um Runde zu drehen, bis Puls und Atmung sich wieder normalisiert haben.
Für ein Dressurpferd, das fast ausschließlich in der Halle trainiert wird, sollte ein Ausritt in erster Linie Abwechslung und Ausgleich zur üblichen Arbeit sein. Trotzdem sollten auch im Gelände hin und wieder Übungen und Lektionen abgefragt werden. Dadurch wird die Aufmerksamkeit gegenüber dem Reiter erhöht und die Durchlässigkeit gefördert. Ein wichtiger Aspekt für die Sicherheit und für die gesamte Ausbildung!



Einige Beispiele für Dressurlektionen im Gelände:

freistehende Bäume eignen sich besonders für Zirkelübungen.
Waldwege bieten sich für Schenkelweichen und Seitengänge an.
Ein Slalom durch eine Baumreihe oder um einzelne Büsche macht mehr Sinn, als Schlangenlinien in einer leeren Halle.
Für das Balancegefühl des Reiters und für die Beweglichkeit der Hufgelenke sind Volten und Zirkel auf einer flachen Hanglage besonders geeignet - natürlich auf beiden Händen geritten.
Häufige Übergänge - sowohl zwischen den Grundgangarten als auch Tempounterschiede innerhalb der Gangarten - erhöhen die Aufmerksamkeit und verbessern die Durchlässigkeit, sofern sie nicht über ermüdend lange Strecken, sondern in kurzen Reprisen geritten werden.