Reiten im Galopp

Die Fußfolge im Galopp

Der Galopp ist eine gesprungene Gangart im Dreitakt mit dazwischenliegender Schwebephase. Die Schwebephase erzeugt die schwunghafte Bewegung, die sich jedoch aufgrund der relativ großen Sprünge für den Reiter weich und harmonisch anfühlt.

Fußfolge im Rechtsgalopp   (Junges Pferd mit noch wenig Bergauftendenz)


Die Fußfolge im Galopp beginnt mit dem Auffußen des äußeren Hinterbeines (1.Takt). Dann folgen gleichzeitig das innere Hinterbein und das äußere Vorderbein (2. Takt). Danach landet das Pferd auf dem weit vorgreifenden, inneren Vorderfuß (3. Takt). Es folgt die Einbeinstütze mit anschließender Schwebephase. Während der Einbeinstütze und der Schwebephase entsteht die Pause zwischen den drei Takten.
Der Wechsel zwischen dem Auffußen des Hinterbeines, des diagonalen Beinpaares und dem Auffußen des Vorderbeines sollte im gleichmäßigen, zeitlichen Abstand erfolgen. Daraus ergibt sich in Verbindung mit der Schwebephase ein klarer Dreitakt. Fußen bei der diagonalen Zweibeinstütze Vorder- und Hinterbein nicht gleichzeitig auf, kommt es zum unerwünschten Viertakt (auch Vierschlaggalopp genannt).
Bei genauer Betrachtung eines Galoppsprungs (z. B. in einer Zeitlupenaufnahme) kann man erkennen, dass unmittelbar vor und hinter der diagonalen Zweibeinstütze drei Beine den Boden berühren. Ein Galoppsprung besteht folglich aus insgesamt sechs Phasen (siehe detaillierte Darstellung).
Bedingt durch die diagonal ablaufende Bewegung im Galopp (von hinten außen nach vorne innen), neigen alle Pferde dazu, auf beiden Händen schief zu galoppieren. Sie versuchen, das äußere Hinterbein mit dem inneren Vorderbein in Flucht mit der Bewegungsrichtung zu bringen. Die natürliche Schiefe lässt diesen Vorgang auf der hohlen Seite des Pferdes noch deutlicher werden.


Links- und Rechtsgalopp

Mit welchem Hinterbein das Pferd den Galopp beginnt, ist entscheidend für die weitere Fußfolge und für die Galoppart. Man unterscheidet zwischen Links- und Rechtsgalopp. Beim Linksgalopp greift das linke Beinpaar weiter vor, beim Rechtsgalopp ist es das rechte. So lange der Reiter die Galoppart noch nicht aus der Bewegung heraus fühlt, lässt sie sich aus dem Sattel an dem weiter nach vorne greifenden Vorderfuß leicht erkennen.
In der Reitbahn spricht man meistens vom Innen- oder Außengalopp. Beim Innengalopp ist das weiter nach vorn ausgreifende Beinpaar dem Bahninneren zugewandt. Der Innengalopp wird auch als Handgalopp bezeichnet. Mit anderen Worten: Im Handgalopp wird auf der linken Hand im Linksgalopp und auf der rechten Hand im Rechtsgalopp geritten.
Eine fehlerhafte Galoppart ist der Kreuzgalopp. Er ist häufig bei jungen, noch nicht ausbalancierten Pferden zu beobachten. Dabei galoppiert das Pferd mit den Vorderbeinen im Linksgalopp und mit den Hinterbeinen im Rechtsgalopp bzw. umgekehrt.


Tempi und Ausdruck

Für alle Grundgangarten gibt es ein Arbeitstempo (Mittelschritt, Arbeitstrab und Arbeitsgalopp). Es ist für die jeweilige Gangart ein mittleres, dem Pferd individuell angepasstes Tempo, bei dem die Hinterhufe in bzw. leicht über die Spur der Vorderhufe fußen soll. Durch die weit unter den Körper fußenden Hinterbeine muss das Pferd den Rücken aufwölben und kann somit den Reiter besser tragen. Im Galopp bezeichnet man das Untertreten der Hinterbeine als Durchsprung. Es ist ein Beurteilungskriterium für einen ausdrucksstarken Galopp.
Weitere Merkmale sind: Mit fortschreitender Ausbildung wird der Galopp anspruchsvoller und vielseitiger. Mittelgalopp, starker Galopp und versammelter Galopp sind weitere Varianten, die im unterschiedlichen Tempo geritten werden. Dabei soll der Rhythmus immer gleichbleiben, das Tempo wird ausschließlich über die Länge der Galoppsprünge (Raumgriff / Bodengewinn) verändert. Während im Mittelgalopp und im starken Galopp die Sprünge zunehmend größer werden, sind sie beim versammelten Galopp kürzer, dafür aber erhabener und ausdrucksvoller. (Siehe auch:  Verstärkungen im Galopp).


Sitz und Hilfengebung

Im Dressursitz wird jeder Galoppsprung ausgesessen. Die Unterschenkel liegen leicht am Pferdebauch, der innere treibend, direkt hinter dem Sattelgurt und der äußere verwahrend, etwa eine Handbreit weiter hinten. Er soll die Hinterhand des Pferdes in der Spur halten, insbesondere auf gebogenen Linien. Für die Lage des äußeren Schenkels wird das ganze Bein aus der Hüfte etwas zurückgenommen. Dadurch kommt es automatisch zu einer vermehrten Belastung des inneren Gesäßknochens. Diese einseitig belastende Gewichtshilfe ist wichtig, weil das Pferd im Galopp mit leichter Innenstellung geritten wird. Unterstützt wird die Innenstellung durch die Zügelführung. Der innere Zügel wird etwas mehr angenommen, begleitet aber federnd jeden Galoppsprung.




Im leichten Sitz wird das Pferd bei jedem Galoppsprung entlastet. Der Reiter steht mit leicht vorgeneigtem Oberkörper und angewinkelten Knien in den Steigbügeln. Je nach Entlastungsgrad hebt er sein Gesäß mehr oder weniger aus dem Sattel. Die Unterschenkel bleiben ruhig am Sattelgurt und bilden das Fundament des Reiters über das er seinen Oberkörper ausbalanciert.
Im Galopp wird der leichte Sitz hauptsächlich im Gelände und beim Springen angewendet. Aber auch während der Lösungsphase oder bei den ersten Galoppversuchen unter dem Reiter ist der leichte Sitz zu empfehlen.
(Detaillierte Beschreibung beider Sitzformen siehe Grundlagenthema:  Sitz und Hilfengebung).



Hilfen zum Angaloppieren

Das Angaloppieren ist ein komplexes Zusammenspiel aller Reiterhilfen.
Wird aus dem Trab angaloppiert, erfolgt 2 - 3 Tritte vor dem ersten Galoppsprung eine halbe Parade, um gegebenenfalls die Aufmerksamkeit des Pferdes wieder herzustellen und das Pferd mehr untertreten zu lassen. Die damit verbundene relative Aufrichtung ergibt eine optimale Ausgangssituation zum Angaloppieren (vergleichbar mit dem Spannen einer Feder).
Innerer Schenkel und innerer Zügel fordern leichte Innenstellung, um sicher auf der richtigen Hand anzugaloppieren.
Die äußere Hand behält die Führung, der äußere Schenkel geht in verwahrende Position.
Kurz vor dem Abfußen des inneren Hinterbeines erfolgen gleichzeitig Kreuz- und Schenkelhilfen.
Wenn daraufhin das Pferd zum ersten Galoppsprung ansetzt, muss die innere Hand aus dem Handgelenk nachgeben, um den Sprung herauszulassen, ohne jedoch die Verbindung zum Pferdemaul aufzugeben. Bei den meisten Pferden ist es sinnvoll, grundsätzlich die Galoppsprünge mit der inneren Hand etwas zu begleiten.

Bedingt durch die diagonal ablaufende Bewegung im Galopp (vom äußeren Hinterfuß zum inneren Vorderfuß), sollte der Reiter beim Galoppieren, insbesondere bei Verstärkungen und den Rückführungen, an Schultervor denken, um dem Schiefwerden entgegen zu wirken.