Grundlagen für das Springreiten

Foto: action press/ Eibner-Pressedienst
Jubel von J. - F. Meyer über ihren Sieg mit Stute Lambrasco beim Großen Preis von Aachen 2011
Wenn Sie so sicher im Sattel sitzen, brauchen Sie nicht weiterlesen! Für alle anderen ...
... ein paar Worte vorweg
Zur ausgewogenen Ausbildung von Pferd und Reiter gehört auch eine grundlegende Ausbildung im Springreiten. Dabei geht es nicht um die Überwindung großer Hindernisse, sondern vielmehr um das Erlernen eines harmonischen Springstils durch ein systematisches Training. Gerade beim Springen sollte der Grundsatz "vom Leichten zum Schweren" beachtet werden. Cavalettiarbeit und Springgymnastik bilden daher das Fundament in der Springausbildung. Beim Pferd werden neben der Gymnastizierung Trittsicherheit, Takt, Aufmerksamkeit und genaues Taxieren geschult. Beim Reiter ergibt sich eine Sitzverbesserung fast von selbst. Die geringen Springbewegungen lassen keine Angst aufkommen, und er kann sich entspannt auf den Bewegungsablauf des Pferdes konzentrieren. Auf diese Weise wird sowohl beim Pferd, wie auch beim Reiter, eine Vertrauensbasis für das eigentliche Springen geschaffen.Voraussetzungen
in Bezug auf das Pferd:Eine dressurmäßige Grundausbildung des Pferdes ist für das Springen unerlässlich. Die Gewöhnung an kleine Hindernisse in Form von Bodenstangen und Cavaletti sollte möglichst früh in den Dressurunterricht eingebunden werden. Abwechslung und Vertrauensbildung sind in diesem Stadium sinnvoller, als einzelne, zielorientierte Springstunden. Das Freispringen bietet eine weitere Möglichkeit, das Pferd an Hindernisse zu gewöhnen, ohne dass es das Reitergewicht tragen muss, bzw. durch den Reiter gestört wird. Auch hier ist es wichtig, das Pferd nicht zu überfordern, sondern die Bereitschaft zur Mitarbeit zu erhalten.
Erst wenn das Pferd in allen drei Grundgangarten taktrein, losgelassen und in Anlehnung geht (siehe: Ausbildungsskala) und auch bei der Bodenrickarbeit gelassen bleibt, sollte mit der eigentlichen Springausbildung unter einem erfahrenen, gefühlvollen Reiter begonnen werden.
in Bezug auf den Reiter:
Für den ungeübten Reiter ist ein erfahrenes, zuverlässiges Springpferd der beste Lehrmeister. Es gibt ihm das Gefühl von mehr Sicherheit und verzeiht anfängliche Fehler leichter. Auch er muss muss im Dressurreiten über eine Grundausbildung verfügen. Sitz, Hilfengebung, Gefühl und Einwirkung müssen genügend geschult sein, insbesondere der Entlastungssitz in seinen unterschiedlichen Varianten. Außerdem muss er in der Lage sein, auch im leichten Sitz das Pferd an den Hilfen zu haben und es kontrolliert reiten zu können.
in Bezug auf die Ausrüstung:
Ein für Pferd und Reiter gut angepasster Springsattel ist unbedingt erforderlich. Der Vielseitigkeitssattel kann, wie der Name schon andeutet, nur einen Kompromiss darstellen.
Die Steigbügelriemen sind gegenüber dem Dressursitz 2 - 3 Löcher verkürzt, um den Sprung abfedern zu können und den Pferderücken genügend zu entlasten.
Eine einfache Trense - gegebenenfalls in Verbindung mit einem Ringmartingal - ist in den meisten Fällen die zweckmäßigste Zäumung. Andere Hilfszügel gehören nur in die Hände von erfahrenen Reitern und sollten nur vorübergehend zur Korrektur eingesetzt werden!
Bandagen, Gamaschen, Streichkappen und Glocken schützen das Pferd vor Verletzungen.
Das Tragen einer vorschriftsmäßigen Reitkappe sollte auch beim Training eine Selbstverständlichkeit sein!
Grundregeln beim Springen:
Im Parcours werden Pferd und Reiter in schneller Abfolge mit den unterschiedlichsten Situationen und Anforderungen konfrontiert. Trotz der Vielseitigkeit und der Schwierigkeit der Aufgaben, lässt sich harmonisch und stilistisch gutes Springreiten auf wenige elementare Regeln zurückführen.- Grundlage beim Springen ist der leichte Sitz in seinen unterschiedlichen Ausprägungen. Er ist aus dem
Dressursitz entwickelt worden.
Bei verkürzten Steigbügeln ist das Kniegelenk etwas mehr gewinkelt, um das Gesäß besser aus dem Sattel heben zu können und den Pferderücken dadurch mehr oder weniger zu entlasten. Dazu wird der Oberkörper aus der Hüfte heraus entsprechend nach vorn geneigt. Das Gewicht lastet nur noch federnd auf Oberschenkel, Knie und Füße. Ein fester Knieschluss (kein Klammern!) gibt dem Reiter die nötige Sicherheit.
Wichtig ist das unveränderte Fundament des Reiters. Der Unterschenkel soll in allen Phasen des Sprunges am Gurt liegen. Nur der Oberkörper passt sich der Springbewegung an und hält die Balance. Die Hände gehen soweit in Richtung Pferdemaul vor, dass das Pferd sich dehnen kann und im Sprung nicht behindert wird. Der Blick ist vorausschauend über den Kopf des Pferdes hinweg gerichtet. - Im Parcours wird in einem gleichmäßigen, frischen Grundtempo geritten.
Das Pferd soll vor dem Hindernis nicht hektisch werden und losstürmen und nach dem Sprung nicht "auseinanderfallen", sondern ruhig und rhythmisch auf vorgegebener Linie weitergaloppieren. Auch zwischen den Hindernissen und in Wendungen wird das Grundtempo beibehalten. Wendungen werden im Handgalopp geritten. - Der Reiter muss einen optimalen Anreitweg für jedes Hindernis wählen. Dadurch wird die gesamte Linienführung im Parcours bestimmt. Wendungen sollten nicht zu eng geritten werden, um Rhythmus und Grundtempo beizubehalten. Hindernisse sollten anfangs nur gerade und mittig angeritten werden.

Reiterin mit gutem Springsitz:
gutes Fundament, weiche Verbindung zum Pferdemaul,
vorausschauender Blick, gerader Oberkörper, evt. etwas weit nach vorne geneigt.